Quensell, Curt

Quensell, Max
Quensell, Curt
Quensell, geb. Meyer, Hermiene

Vorname: Curt
Name: Quensell
geboren am: 12. September 1886
in: Magdeburg
Kinder: Curt Max Rudolph
Mutter: Evamarie Quensell, geborene Bake
Vater: Max Quensell
Geschwister:  
Schulausbildung: Bis 1905 Besuch des König-Wilhelm-Gymnasiums
Schulabschluss: Primareife
Ausbildung/Studium: Rechtswissenschaften in Würzburg
Besonderes: Tätigkeit bei zwei Maklern an der Londoner Rohzuckerbörse von April 1908 bis Oktober 1909

Curt Quensell wurde am 12. September 1886 in Magdeburg als Sohn von Max Quensell geboren. Der Vater war Inhaber der Firma Max Quensell, ein Rohzucker-Agenturgeschäft mit Hauptsitz in Magdeburg, wo sich eine Rohzuckerbörse befand, und Filialen in Halle/Saale und Braunschweig.

Mit Primareife - eine Voraussetzung, um Offizier zu werden - verließ er 1905 das König Wilhelm Gymnasium und ging bei Everth & Schlick in Magdeburg in eine kaufmännische Lehre. Die Lehre wurde abgerundet durch die Tätigkeit bei zwei Maklern an der Londoner Rohzuckerbörse vom April 1908 bis Oktober 1909. Zurück von London trat Curt Quensell in das väterliche Geschäft ein und übernahm im Juli 1913 die Filiale in Halle. Im Juli 1914 siedelte er nach Braunschweig über.

Im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 diente Curt Quensell bei den Pionieren und war am Ende des Krieges Leutnant der Reserve, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz und dem Braunschweigischen Kriegsverdienstkreuz.

Nach Kriegsschluss war er wieder in der väterlichen Firma tätig, vorwiegend in Braunschweig. Die Niederlassung in Magdeburg wurde 1923 nach dem Tode des Vaters geschlossen.

Im Dezember 1924 heiratete Curt Quensell Evamarie Bake, Tochter des Pastors Kurt Bake, Wangerin. Aus dieser Ehe entstammt ein Sohn, Kurt Quensell, geboren am 9. Januar 1926.

Da die Zuckerfabriken mehr und mehr auf "weiße Ware" umstellten, ging das Rohzucker-Agenturgeschäft, d.h. die Vermittlung von Rohzucker an die Raffinerien, im Zuge dieser technischen Veränderung immer mehr zurück. Das Geschäft trug praktisch nur noch das Gehalt für einen leitenden Mitarbeiter. So entschloss sich Curt Quensell zu Gunsten des älteren Prokuristen, Herrn Ulrich, im August 1928 aus der väterlichen Firma auszuscheiden und sich eine andere Tätigkeit zu suchen. Die Firma Max Quensell wurde dann 1936 gelöscht.

Am 16. September 1929 wurde Curt Quensell von der Süddeutschen - Zucker AG, Mannheim, engagiert, und zwar von Herrn Kommerzienrat Conrad Schumacher anlässlich eines Besuchs der Zuckerfabrik Neuoffstein. - Südzucker musste seinerzeit zur Kapazitätsauslastung der Raffinadebetriebe, insbesondere des Werkes Frankental, etwa 750.000 dt Rohzucker aus Norddeutschland zukaufen und suchte per Annonce eine Fachkraft für den Rohzuckereinkauf, allerdings nicht älter als 30 Jahre. Daher hatte sich Curt Quensell, bereits 43 Jahre alt nicht um diese Stelle beworben. Herr Schumacher indessen sagte: "Quensell, warum haben Sie sich nicht beworben? Sie sind der richtige Mann für uns." womit die Anstellung perfekt und ein lebenslanges Vertrauensverhältnis geschaffen war.

Am 1. Dezember 1929 trat dann C. Quensell die Stelle bei der Süddeutschen - Zucker AG in Mannheim an und siedelte von Braunschweig nach Mannheim in eine Dienstwohnung in der Augusta-Anlage 31, dem Verwaltungssitz der Südzucker, über.

Am 1. September 1931 erhielt C. Quensell Prokura, wurde am 2. September 1940 stellv. Vorstandsmitglied und im Juli 1948 ordentliches Vorstandsmitglied.

In dieser Position war er bis zu seiner Pensionierung 1955 tätig mit den Schwerpunkten Rohzuckereinkauf und Weißzuckerverkauf.

Dieser berufliche Werdegang war allerdings - bedingt durch die bekannten Zeitläufe - durch einige Turbulenzen gekennzeichnet:

Der 2. Weltkrieg sah Mannheim als bevorzugtes Bomberziel der Alliierten, da Mannheim durch seine Lage an der Mündung des Neckars in den Rhein ein leicht zu findendes Ziel für die feindlichen Bombengeschwader war - Radar war erst im Kommen. So wurde in der Nacht vom 5./6. September 1943 das Gebäude der Hauptverwaltung der Südzucker in der Augusta-Anlage 31 völlig zerstört, Die Verwaltung wurde danach zum Teil - insbesondere auch der Verkauf - nach Waghäusel verlegt, wo sie in den Büros der dortigen Zuckerfabrik Platz fand.

C. Quensell zog mit seiner Familie am 22. September mit nach Waghäusel, ein Rest der Hauptverwaltung zog in seine Mannheimer Wohnung in der Leibnitzstraße 2. - In Waghäusel fand die Familie Quensell Aufnahme in einer der beiden Direktionsvillen in der unteren Etage. In der oberen Etage wohnte die Familie Stelzig, - Herr Stelzig war zu der Zeit kaufmännischer Leiter der Fabrik, nach Kriegsschluss einer der Treuhänder der Südzucker AG in der amerikanischen Besatzungszone.

Mitte Dezember 1944 wurde dann der in Mannheim, Leibnitzstr. 2, verbliebene Rest der Verwaltung nach Züttlingen in das Büro der dortigen Zuckerfabrik verlegt.

Auch C. Quensell siedelte von Waghäusel nach Züttlingen über, wo er auch das Kriegsende erlebte. Da C. Quensell noch 1944 (!) in die NSDAP eingetreten war, wurde er gemäß Verordnung (?) der Besatzungsmacht vorübergehend arbeitslos, bis durch das einschlägige Entnazifizierungsverfahren geklärt war, dass er nur "Mitläufer" gewesen war. Hilfreich war hierbei die positive Stellungnahme von Herrn Flegenheimer. - Danach konnte C. Quensell seine Tätigkeit bei der Südzucker wieder aufnehmen. Die Zeit der "Arbeitslosigkeit" überbrückte er als Dolmetscher bei der amerikanischen Besatzungsmacht, von der er dank seiner guten englischen Sprachkenntnisse gefragt war. Kontakte zu den Werken in der französischen und englischen Besatzungszone wurden aufgenommen, um Südzucker wieder zusammenzuführen.

Am 25. Mai 1947 erfolgte der Umzug von Züttlingen nach Waghäusel, da der in Züttlingen untergebrachte Teil der Hauptverwaltung mit den im Werk Waghäusel befindlichen Abteilungen vereinigt wurde. C.Quensell bezog als Dienstwohnung eine Hälfte eines Doppelhauses in der Nähe der Bahnstation, die andere Hälfte war von der Familie Vater bewohnt; Herr Vater war technischer Direktor der Zuckerfabrik Waghäusel.

Die Hauptverwaltung der Südzucker konnte dann nach der Restaurierung des Hauses Augusta-Anlage 31 wieder nach Mannheim umsiedeln. Auch C. Quensell zog am 22. Mai 1951 wieder nach Mannheim, da das für ihn von Südzucker gebaute Haus Schopenhauerstr. 5 in der Oststadt fertig gestellt war. Das tägliche Fahren von Waghäusel nach Mannheim und zurück war damit beendet und die Verhältnisse wieder weitgehend normalisiert.

Aufgrund seiner Tätigkeit war C. Quensell auch in mehreren Gremien der Zuckerindustrie und Aufsichtsräten von Beteiligungen der Südzucker, wie z.B. der KWS Kleinwanzlebener Saatzucht AG, tätig. Hierüber liegen aber keine persönlichen Aufzeichnungen vor.

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